Ludwigs Abenteuer – Folge 112

Ludwigs Abenteuer – Folge 112

Ganze drei Wochen Aufenthalt im Reisekistchen waren erforderlich, um von meinem vorherigen Gastgeber auf Malta zu Margrit nach Kerzers in der Schweiz zu reisen. Erst hat sich der Transportunternehmer reichlich Zeit gelassen, danach lag ich beim Schweizer Zoll im Paketestau. Ihr glaubt gar nicht wie froh ich war, als endlich mein Reisekistchen aufging und ich von Margrit herzlich begrüßt wurde.

Ausgehungert wie ich war, gab es erstmal eine Stärkung für mich. Anschließend habe ich Margrit bei ihrer Arbeit beobachtet und auch ein bisschen geholfen. Sie arbeitet von Zuhause aus dem Homeoffice als Journalistin. Und das mit dem Homeoffice macht sie nicht nur wegen Corona, sondern schon seit 15 Jahren. Allerdings meint sie, dass sich seit Corona ihre Arbeit Homeoffice schon auch verändert hat.

Später am Tag ging es dann noch in einen Pferdestall. Das Pferd, dass wir besucht haben, war aber nicht sehr gut gelaunt. Es hatte nämlich gerade Besuch vom Rosszahnarzt und wurde behandelt. Dazu hatte man ihm eine Maulsperre verpasst. Ich hätte da sogar hineinspazieren können so groß wie das war. Aber ich habe auf dieses Abenteuer dann doch lieber verzichtet. Der arme Kerl hat mir schon ein bisschen leidgetan. Der Rosszahnarzt fand mich ganz lustig und bot mir an, seine Fähigkeiten auch mal bei einem Löwen einzusetzen. Ich habe dankend abgelehnt und mich lieber noch ein wenig im Stall umgesehen. Dort gab es an der Decke ein Schwalbennest. Eine Schwalbe habe ich aber nicht mit aufs Foto bekommen.

Die zwei darauffolgenden Tage bin ich dann mit Margrit unterwegs gewesen, um Material für einen Bericht über Baumfällarbeiten zu sammeln. Dazu haben wir die Familie besucht, der der Baum gehört, und haben uns Geschichten rund um die 160 Jahre alte Kastanie angehört, die keine 161 Jahre mehr alt werden sollte. Dazu gab es auch noch einige Informationen zur Familiengeschichte. Die Fällarbeiten folgten dann am zweiten Tag. Die haben wir uns aus sicherer Entfernung genau angeschaut.

Die nächsten Tage habe ich dazu genutzt, um mich bei Margrit im Garten umzuschauen und um einige ihrer Mitbewohner kennenzulernen. Mit denen fange ich mal an: Da wären zum Beispiel Merlin und Nemo, Katze und Kater des Hauses. Sie waren durchaus an mir interessiert, haben mich aber doch lieber in Ruhe gelassen. Dann gibt es noch Elchi – der fährt bei Margrit im Auto mit. Ein weiterer Mitfahrer ist ein sehr freundlicher Esel. Er lebt aber in einem anderen Auto als Elchi. Und dann gibt es noch so viele weitere Mitbewohner, dass ich die hier gar nicht alle aufzählen kann.

Im Garten blühten schon die ersten Blümchen und auch Kräuter waren einige da. Als ich mir die ganzen Pflanzen so angeschaut habe und gerade bei einer Schnecke am Haus anklopfen wollte, ist mir plötzlich aufgefallen, dass eine Bahnstrecke durch den Garten führt. Der bin ich ein Stück gefolgt und befand mich plötzlich vor einem mysteriösen Tor. Da musste ich selbstverständlich einen Blick dahinter werfen. Und schon befand ich mich in einer großen Lokwerkstatt, in der Züge geparkt waren. Gerne hätte ich eine Runde mit den Bahnen gedreht, aber leider waren sie außer Betrieb.

Margrit strickt zwischendurch auch mal ein bisschen. Da habe ich dann ach mal die Gelegenheit genutzt, um in der Wolle zu kuscheln. Und eine kleine Kuscheldecke habe ich dann auch noch angefertigt bekommen.

Natürlich hat mir Margrit auch immer wieder einige interessante Orte in ihrem Wohnort gezeigt. Angefangen beim Dorfbrunnen, über den Gedenkstein – der an die 1.000-jährige Geschichte der Kirche von Kerzers erinnert, aber selbst schon 60 Jahre alt ist – und den Kulturkeller Gerbestock, der aber leider wegen Corona geschlossen war. Margrit hat berichtet, dass ihr der Kulturkeller, der eine Kleinkunstbühne ist, besonders wichtig ist. Und nicht nur sie hofft, dass er nach Corona wieder öffnen kann. Ein Highlight in Kerzers ist das dortige Bahnhofsgelände. Der Bahnhof, ein historisches Gebäude, hat mir sehr gut gefallen. Dann findet sich dort noch ein imposantes Stellwerk und eine Bahnkreuzung. Hier kreuzen sich eine Nord-Süd- und eine West-Ost-Verbindung, die in früheren Zeiten von unterschiedlichen Bahngesellschaften betrieben wurden. Damit es in dieser Kreuzung nicht zu Unfällen kam, gibt es vier Glocken mit unterschiedlichem Klang. Eine von ihnen ertönte immer dann, wenn ein Zug kurz vor der Einfahrt nach Kerzers war. Am Klang der Glocke konnte man dann erkennen, aus welcher Richtung der Zug kommen würde.

Da während meines Aufenthalts bei Margrit Gemeindewahlen anstanden, war das eine gute Gelegenheit um mal zur Gemeindeverwaltung zu gehen und dort die Briefwahlunterlagen abzugeben.

Als Journalistin musste Margrit natürlich auch an Redaktionssitzungen teilnehmen. Diese finden derzeit nur virtuell statt, aber trotzdem durfte ich bei einer dabei sein. Und ich war der Star der Sitzung. Denn schon einige Tage zuvor war mein Besuch in Kerzers die Titelstory der örtlichen Zeitung gewesen und die anderen Teilnehmer der Sitzung wollten mich unbedingt kennenlernen. Und natürlich wurde auch gleich ein weiterer Zeitungsbericht über mich in einer anderen Zeitung der Region geplant und auch ein paar Tage später veröffentlicht.

In Murten, einem Nachbarort von Kerzers, kann man an einer Schatzsuche teilnehmen. Dazu muss man sich im Tourismusbüro einen Fragebogen abholen und dann anhand von Stadtplan und Bildern gesuchte Stellen in Murten aufsuchen. Wenn man dann alle Fragen richtig beantworten kann, ergibt sich ein Lösungswort und man bekommt im Tourismusbüro eine Goldmünze (aus Schokolade). Margrit hat mit mir diese Schatzsuche unternommen und es hat richtig Spaß gemacht, einen Ort auf diese Weise zu erkunden. Und Margrit hat sogar auch noch neue Dinge über Murten erfahren – wer hätte das gedacht.

Margrit hatte ihre Stimme für die Gemeindewahl ja schon per Briefwahl abgegeben. So hatten wir am eigentlichen Wahltag die Chance, über die Wahlen zu berichten. Dazu haben wir in Fräschels, Ried und in Kerzers selbst die neu gewählten Mitglieder der Gemeinderäte fotografiert und dazu Stimmen und Stimmungen eingefangen. Darüber hinaus habe ich natürlich einiges über das Wahlverfahren gelernt. Erstaunlicherweise war das in den drei angesprochenen Gemeinden sogar unterschiedlich.

Margrit hatte dann leider noch einen kleinen Unfall – einen Sturz, bei dem sie sich den Daumen gebrochen und das Knie geprellt hat. Das war für sie selbstredend alles andere als schön. Ich habe mein Bestes gegeben, um sie ein bisschen zu trösten, und ich glaube, dass mir das ganz gut gelungen ist.

Obwohl Margrit nun etwas angeschlagen war, sind wir am nächsten Tag mit dem Zug nach Bern gefahren. Dort war ich zwar schon einige Male, aber es ist auch immer wieder schön, an bekannte Orte zurückzukehren. Es gibt schließlich auch immer Neues zu sehen und zu entdecken.

Am vorletzten Tag meines Besuchs sind wir nochmal auf Tour gegangen bzw. gefahren. Mit dem Postbus ging es nach Düdingen und von dort aus mit der Bahn nach Fribourg. Die Fahrt im Bus war recht spannend, da die Fahrerin dem Anschein nach früher Rennfahrerin gewesen sein muss. Zumindest hat sie das Letzte aus dem Bus herausgeholt, um eine Verspätung wieder aufzuholen. Und das auf einer ziemlich kurvenreichen und engen Strecke. Die Busse auf dieser Strecke nennt man wegen ihrer markanten roten Punkte außen am Bus und innen auf den Sitzpolstern übrigens Tüpfli-Busse. In Fribourg konnte ich vom Bahnhof aus übrigens einen tollen Blick auf die schneebedeckten Alpen werfen.

Was wäre ein Besuch ohne gutes Essen? Auf jeden Fall nicht so gut wie ein Besuch mit gutem Essen. Und bei Margrit gab es davon regelmäßig. Hervorheben möchte ich dabei den Nidelkuchen aus der besten Bäckerei in Murten. Das ist ein Hefekuchen mit einem Guss, der unter anderem aus Rahm besteht. Wirklich sehr lecker. Und ein Fondue gab es während meines Besuchs natürlich auch. Darauf hatte ich mich schon vor der Anreise gefreut, weil Margrit mir schon im Vorfeld versprochen hatte, eines zu machen. Und für einen besonderen Gast gab es auch ein besonderes Fondue. Nämlich nicht klassisch mit Wein im Käse, sondern mit Whisky und Bier. Das hat wirklich hervorragend geschmeckt. Genauso hervoragend wie eine selbstgemachte Pizza, an der ich mich gar nicht genug sattessen konnte. Wenn ich euch hier von den ganzen Leckereien berichte, bekomme ich schon wieder Hunger…

Der Tag meiner Abreise gestaltete sich anders als üblich. Ich musste nämlich nicht ins Reisekistchen rein und auch ein Paketversand stand dieses Mal nicht auf dem Programm. Um einen erneuten Zwangsaufenthalt beim Zoll zu vermeiden, hatte sich Margrit mit meinem nächsten Gastgeber auf eine (mehr oder weniger) persönliche Übergabe an der deutsch-schweizerischen Grenze verständigt. Auf dem Weg dorthin haben wir erst noch einen Abstecher in ein Gartencenter gemacht, wo reichlich Pflanzen eingekauft wurden. Danach ging es noch zur Linner Linde. Sie gilt mit ihren 25 Metern Höhe und 11 Metern Umfang als der mächtigste Baum im ganzen Aargau. Ihr geschätztes Alter liegt bei mehr als 800 Jahren. Sehr beeindruckend! Und dann ging es an die Grenze, wo es mir vorkam wie bei einem Agentenaustausch im Kalten Krieg. Ich wurde von Margrit mitsamt meinem Reisegepäck im Niemandsland abgelegt und nur wenige Augenblicke später von Mam Mut in Empfang genommen worden. Auf diese Weise hat man mir nicht nur den Zoll erspart, sondern auch alle bestehenden Corona-Regeln eingehalten – und das ist momentan ja manchmal ganz schön schwierig.

Insbesondere wegen Corona hat Margrit mir einige interessante Orte in Kerzers und Umgebung nicht zeigen können. Das war natürlich sehr bedauerlich, aber auch gleichzeitig ein Grund, um einen weiteren Besuch einzuplanen. Der Termin dafür steht bereits. In fast genau einem Jahr komme ich wieder – Corona ist dann hoffentlich kein Thema mehr.

Bis dann Margrit – ich freue mich schon auf unser Wiedersehen!


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12. Twitter-Reise, 9. Station

Ludwig ist zu Gast bei @BearsPipe in Winterthur/Schweiz. Die Weiterreise ist für den 11.11.2024 geplant. Dann geht es zu einem Zwischenstopp nach Hause, bevor im Dezember 2024 die 13. Twitter-Reise startet.

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  1. Hallo und Guten Morgen ☕🥞🥐, Ludwig_Loewe du warst ja in meiner Geburtsstadt Heidelberg 😻 wohne da ja so 20km entfernt.